In den DACH-Ländern werden schon länger Anstrengungen unternommen, BIM im Straßenbau einzusetzen. Mit dem Projekt InfraBIM wurden die bereits beendeten BIM-Pilotprojekte des BMVI von der wissenschaftlichen Begleitung hinsichtlich Potenziale und Hemmnisse ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass wichtige BIM-Anwendungsfälle im Straßenbau schon sehr gut umgesetzt werden können.

Im Zuge der Pilotprojekte offenbarten sich bei der Erstellung der Modelle durch das Zusammenführen vorher getrennt voneinander erarbeiteter Entwurfselemente und Daten Fehler in der traditionellen zeichnungsorientierten Planung, welche sich im Zuge einer BIM-basierten Vorgehensweise so nicht eingestellt hätten. Differenzen in Stationsangaben und in der geographischen Zuordnung der einzelnen Gewerke, inkonsistente Entwurfsdarstellung, Fehler in der Querprofilentwicklung und fehlende Informationen konnten im Zuge der Erarbeitung der Modelle aufgezeigt und beseitigt
werden.

Dem Grunde nach ist die Umsetzung der BIM-Methode alternativlos, weil damit ein Problem der Verfügbarkeit von Daten über die Lebensdauer einer Straße besser als bisher gelöst werden könnte. [Stöckner/Niever, 2018]. Dies erfordert das Aufsetzen geeigneter Prozess- und Datenflussmodelle, da die Arbeitsprozesse klar definiert sein müssen.

Derzeit ist auch feststellbar, dass verschiedene Fachorganisationen Muster und Vorlagen für BIM-Projekte herausgeben, welche auf Objektebene eine gute Grundlage darstellen. Dabei sind jedoch drei grundlegende Aussagen feststellbar:

  1. Die bisherigen Unterlagen decken im wesentlichen Einzelprojekte und damit Unikate ab. Eine generelle Beschreibung von Prozessen und Datenflüssen in Straßenbauverwaltungen existiert bis jetzt noch nicht.
  2. Bisherige Projekte beschäftigen sich vor allem mit der Abwicklung von Maßnahmen im Sinne einer „digitalen Baustelle“. Der dort notwendige Datenfluss wird gut erfasst. Es wird aber bisher nicht der Frage nachgegangen, welche Daten für die weiteren Phasen über die Lebensdauer erforderlich sind.
  3. Soweit sich Projekte mit dem Erhaltungsmanagement beschäftigen, werden die baustofftechnischen Daten aus dem Bauprozess weitgehend vernachlässigt.

Auf der Basis der bisherigen Erkenntnisse zu BIM im Straßenbau und vorliegenden Prozessbeschreibungen sowie der generellen Entwicklung am Markt und in der Normung ist daher ein Stand erreicht, der BIM-Pilotprojekte im Bereich der Straßenerhaltung als sinnvoll erscheinen lässt.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass nach Fertigstellung eines Straßenbauwerks durch die umfassende Dokumentation und die vorhandenen Abnahmeprüfungen eine sehr detaillierte Datenbasis vorhanden ist, welche über die Lebensdauer nur in begrenztem Maß oder auch gar nicht genutzt wird. Durch die fehlende Verknüpfung der Datenbasis aus dem Bauprozess und der vorhandenen Asset Management Daten gehen diese Informationen meist verloren. In den meisten Straßenbauverwaltungen existieren bestehende Informationssysteme für die Straßenbefestigungen und die Ingenieurbauwerke. In der Schweiz beinhalten diese bereits sehr umfangreiche Fachkataloge, welche eine Grundlage für diese Verknüpfung darstellen. Leider werden diese Potentiale aktuell nicht oder nur unzureichend genutzt und enthalten aus diesem Grund keine Daten. Eine Verknüpfung von Bauprozess und Asset Management, wie sie im vorliegenden Projekt BIM4AMS geplant ist, ermöglicht die Nutzung der Potentiale von bereits vorhandenen Informationssystemen.

Der Nutzen durch die Beschreibung in einem BIM-Prozess mit der baustofftechnologischen Datenbasis und deren temporale Einordnung und örtliche Lokalisierung ist enorm. Die Informationen aus dem Bauprozess, z.B. aus Abnahmeprüfungen, stellen nicht nur den IST-Zustand des Straßenbauwerks zum Abnahmezeitpunkt dar, sondern erlauben als eine initiale Datengrundlage unterschiedliche Analysen über seine Lebensdauer. BIM4AMS soll diese Verknüpfung durch ein BIM-Konzept für die Straßenbauverwaltungen in den DACH-Ländern erarbeiten.